Schwerwiegende Folge von Identitätsdiebstahl

Kunden schützen: Was Unternehmen über Account Takeover wissen sollten

Täter durch gezielte Phishing-, Malware- oder Man-in-the-Middle-Angriffe in die Bank- oder E-Commerce-Konten der Kunden ein



Gerhard Zehethofer ist Vice President IoT & Technology Partnerships bei ForgeRock

Erst kürzlich hat eine Umfrage des Marktforschungsunternehmens Bilendi & Respondi gezeigt, dass mehr als die Hälfte der deutschen Internetnutzer Identitätsklau im Internet fürchten. Die größte Angst: Einkäufe und Vertragsabschlüsse im eigenen Namen. Diese Sorgen sind laut einem Bericht von Sift Digital Trust durchaus berechtigt. Denn der Betrug durch Kontoübernahmen (auch bekannt als Account Takeover) ist zwischen dem zweiten Quartal 2019 und dem zweiten Quartal 2021 weltweit um mehr als 300 Prozent gestiegen.

Was genau ist Account Takeover, welche Vorgehensweise verfolgen Cyberkriminelle dabei und wie können Unternehmen ihre Kunden davor schützen?

Was ist ATO?

ATO ist eine schwerwiegende Folge von Identitätsdiebstahl. Sie tritt auf, wenn ein böswilliger Akteur Zugang zu den Anmeldedaten eines Benutzers erhält, um entweder Geld oder Informationen zu stehlen. Dabei brechen die Täter durch gezielte Phishing-, Malware- oder Man-in-the-Middle-Angriffe in die Bank- oder E-Commerce-Konten der Kunden ein. Damit der Kontoinhaber oder das Unternehmen keine illegalen Aktivitäten bemerkt, werden im ersten Schritt Kontoinformationen, Passwörter und Benachrichtigungseinstellungen geändert.

Ist das Konto schließlich übernommen und die Spuren verwischt, stehlen die Betrüger Geld, indem sie Transaktionen zu ihren eigenen Gunsten durchführen, z. B. in Form von Zahlungen an gefälschte Unternehmen. Auch neue Kreditkarten, Bankkonten oder andere Finanzdienstleistungen werden von den Betrügern unter falschem Namen beantragt. Diese Angriffe sind wirksam, da die Täter eine hohe Anzahl von nicht autorisierten Transaktionen durchführen können, bevor sie überhaupt entdeckt werden.

Sechs typische Angriffsarten

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie Angreifer an Kontonummern und Anmeldedaten für Finanzdienstleistungen oder Online-Konten gelangen. Bevorzugter Markplatz für diese Informationen ist das Dark Web. Dort werden gestohlene Zugangsdaten nach Datenlecks veröffentlicht und können unkompliziert und billig erworben und verkauft werden.

Es gibt aber noch sechs weitere gängige ATO-Angriffsmethoden, die Unternehmen und Kunden kennen sollten:

>> Credential Stuffing: Bei diesen Angriffen versuchen Bots mithilfe automatisierter Skripte auf ein Benutzerkonto zuzugreifen. Da viele Personen identische Anmeldeinformationen auf verschiedenen Plattformen verwenden, ist diese Methode besonders wirksam.

>> Brute-Force-Angriff: Hierbei werden mehrere Anmeldeversuche unter Verwendung eines jeweils anderen Kennworts unternommen. Diese Angriffe sind oft erfolgreich, weil viele Passwörter leicht zu erraten sind.

>> Malware: Benutzer werden beispielsweise per Mail dazu gebracht, Anwendungen von bösartigen Quellen herunterzuladen und installieren so unwissentlich Schadsoftware auf ihrem Gerät. Shlayer zum Beispiel ist ein herunterladbarer MacOS-Trojaner, der sich als Chrome-Browser-Update tarnt.

>> Phishing: Bei Phishing-Angriffen tarnen sich die Betrüger als vertrauenswürdige Marke oder Person und treten mit ihren Opfern meist per E-Mail, aber auch via SMS oder Social-Media-Nachricht, in Kontakt. Sie bringen Benutzer dazu, z. B. auf Links zu klicken, die sie auf gefälschte, bösartige Websites weiterleiten. Diese unterscheiden sich oftmals kaum von der imitierten Webseite und sind daher nur schwer zu erkennen.

>> SIM-Card-Stuffing: Bei dieser Art von Social Engineering, kontaktiert der Kriminelle den Mobilfunkanbieter eines Benutzers, gibt sich als Kunde aus und überzeugt einen Call-Center-Agenten davon, die Handynummer auf eine illegale SIM-Karte zu übertragen. Gelingt dies, können die Apps des Opfers, einschließlich der Banking-Apps mitsamt der Textnachrichten für die Multi-Faktor-Authentifizierung, auf dem Telefon des Betrügers aktiviert werden. Täter bekommen damit die Möglichkeit, betrügerische Transaktionen durchzuführen.

>> Man-in-the-Middle-Angriff: Bei dieser Art von Angriff positioniert sich der Betrüger zwischen einer Organisation (z. B. Finanzinstitut) und Nutzer, um die Kommunikation unbemerkt abzufangen. Ein Angreifer kann beispielsweise den Kommunikationskanal zwischen dem Device des Benutzers und dem Server einer Bank übernehmen, indem er ein bösartiges Wi-Fi-Netzwerk als öffentlichen Hotspot in einem Café einrichtet. Personen nutzen diese öffentlichen Hotspots, ohne zu wissen, dass sie ihre Zahlungsdaten über ein kompromittiertes Netzwerk übertragen.

ATO erkennen und abwehren

ATO ist schwer zu erkennen, da sich die Betrüger hinter dem normalen Anmeldeverlauf und -verhalten eines Benutzers verstecken. Es gibt aber trotzdem Anzeichen, auf die Unternehmen achten sollten:

>> Mehrere Benutzer beantragen plötzlich, und in einer kurzen Zeitspanne eine Kennwortänderung.

>> Es gibt eine ungewöhnliche Häufung erfolgloser Anmeldeversuche.

>> Benutzer, die in Europa auf ein Kundenkonto zugreifen, und zehn Minuten später aus einer völlig anderen Location erneut versuchen, auf das Konto zuzugreifen.

All diese Anzeichen können aber nur durch die kontinuierliche Überwachung von Benutzerkonten erkannt werden. Dafür benötigen Unternehmen nicht nur einen vollständigen Einblick in die Benutzeraktivitäten, sondern auch Echtzeit-Funktionen, die diese Verhaltensmuster erkennen können.

Zudem kann eine zusätzliche Authentifizierung des Benutzers (sogenannte "adaptive Authentifizierung") die Übernahme eines Kontos erschweren oder verhindern. Eine zusätzliche Authentifizierung wird beispielweise erforderlich, wenn sich bestimmte Parameter ändern, z. B. das Gerät oder die Geo-Location des Benutzers. Einfach gesagt, sollten Unternehmen in diesen Fällen eine höhere Authentifizierungsstufe verlangen, bevor der Zugriff auf das Konto erlaubt oder eine Transaktion zugelassen wird. (ForgeRock: ra)

eingetragen: 10.06.22
Newsletterlauf: 13.07.22

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Meldungen: Grundlagen

Welche Spuren interne Täter im Netzverkehr legen

Viele Diskussionen malen gerne den eigenen Mitarbeiter als IT-Sicherheitsrisiko an die Wand. Die tatsächliche Gefahr, die von ihm ausgeht, ist aber oft unklar. Verschiedene Täterprofile interner Angreifer können größeren Schaden anrichten.

Verbesserte IT-Sicherheit und Resilienz

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KI macht Ransomware noch gefährlicher

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Von Erpressungsangreifern verwendete Kryptowährungen

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Fachartikel

Grundlagen

Big Data bringt neue Herausforderungen mit sich

Die Digitale Transformation zwingt Unternehmen sich mit Big Data auseinanderzusetzen. Diese oft neue Aufgabe stellt viele IT-Teams hinsichtlich Datenverwaltung, -schutz und -verarbeitung vor große Herausforderungen. Die Nutzung eines Data Vaults mit automatisiertem Datenmanagement kann Unternehmen helfen, diese Herausforderungen auch mit kleinen IT-Teams zu bewältigen. Big Data war bisher eine Teildisziplin der IT, mit der sich tendenziell eher nur Großunternehmen beschäftigen mussten. Für kleinere Unternehmen war die Datenverwaltung trotz wachsender Datenmenge meist noch überschaubar. Doch die Digitale Transformation macht auch vor Unternehmen nicht halt, die das komplizierte Feld Big Data bisher anderen überlassen haben. IoT-Anwendungen lassen die Datenmengen schnell exponentiell anschwellen. Und während IT-Teams die Herausforderung der Speicherung großer Datenmengen meist noch irgendwie in den Griff bekommen, hakt es vielerorts, wenn es darum geht, aus all den Daten Wert zu schöpfen. Auch das Know-how für die Anforderungen neuer Gesetzgebung, wie der DSGVO, ist bei kleineren Unternehmen oft nicht auf dem neuesten Stand. Was viele IT-Teams zu Beginn ihrer Reise in die Welt von Big Data unterschätzen, ist zum einen die schiere Größe und zum anderen die Komplexität der Datensätze. Auch der benötigte Aufwand, um berechtigten Zugriff auf Daten sicherzustellen, wird oft unterschätzt.

Bösartige E-Mail- und Social-Engineering-Angriffe

Ineffiziente Reaktionen auf E-Mail-Angriffe sorgen bei Unternehmen jedes Jahr für Milliardenverluste. Für viele Unternehmen ist das Auffinden, Identifizieren und Entfernen von E-Mail-Bedrohungen ein langsamer, manueller und ressourcenaufwendiger Prozess. Infolgedessen haben Angriffe oft Zeit, sich im Unternehmen zu verbreiten und weitere Schäden zu verursachen. Laut Verizon dauert es bei den meisten Phishing-Kampagnen nur 16 Minuten, bis jemand auf einen bösartigen Link klickt. Bei einer manuellen Reaktion auf einen Vorfall benötigen Unternehmen jedoch circa dreieinhalb Stunden, bis sie reagieren. In vielen Fällen hat sich zu diesem Zeitpunkt der Angriff bereits weiter ausgebreitet, was zusätzliche Untersuchungen und Gegenmaßnahmen erfordert.

Zertifikat ist allerdings nicht gleich Zertifikat

Für Hunderte von Jahren war die Originalunterschrift so etwas wie der De-facto-Standard um unterschiedlichste Vertragsdokumente und Vereinbarungen aller Art rechtskräftig zu unterzeichnen. Vor inzwischen mehr als einem Jahrzehnt verlagerten sich immer mehr Geschäftstätigkeiten und mit ihnen die zugehörigen Prozesse ins Internet. Es hat zwar eine Weile gedauert, aber mit dem Zeitalter der digitalen Transformation beginnen handgeschriebene Unterschriften auf papierbasierten Dokumenten zunehmend zu verschwinden und digitale Signaturen werden weltweit mehr und mehr akzeptiert.

Datensicherheit und -kontrolle mit CASBs

Egal ob Start-up oder Konzern: Collaboration Tools sind auch in deutschen Unternehmen überaus beliebt. Sie lassen sich besonders leicht in individuelle Workflows integrieren und sind auf verschiedenen Endgeräten nutzbar. Zu den weltweit meistgenutzten Collaboration Tools gehört derzeit Slack. Die Cloudanwendung stellt allerdings eine Herausforderung für die Datensicherheit dar, die nur mit speziellen Cloud Security-Lösungen zuverlässig bewältigt werden kann. In wenigen Jahren hat sich Slack von einer relativ unbekannten Cloud-Anwendung zu einer der beliebtesten Team Collaboration-Lösungen der Welt entwickelt. Ihr Siegeszug in den meisten Unternehmen beginnt häufig mit einem Dasein als Schatten-Anwendung, die zunächst nur von einzelnen unternehmensinternen Arbeitsgruppen genutzt wird. Von dort aus entwickelt sie sich in der Regel schnell zum beliebtesten Collaboration-Tool in der gesamten Organisation.

KI: Neue Spielregeln für IT-Sicherheit

Gerade in jüngster Zeit haben automatisierte Phishing-Angriffe relativ plötzlich stark zugenommen. Dank künstlicher Intelligenz (KI), maschinellem Lernen und Big Data sind die Inhalte deutlich überzeugender und die Angriffsmethodik überaus präzise. Mit traditionellen Phishing-Angriffen haben die Attacken nicht mehr viel gemein. Während IT-Verantwortliche KI einsetzen, um Sicherheit auf die nächste Stufe zu bringen, darf man sich getrost fragen, was passiert, wenn diese Technologie in die falschen Hände, die der Bad Guys, gerät? Die Weiterentwicklung des Internets und die Fortschritte beim Computing haben uns in die Lage versetzt auch für komplexe Probleme exakte Lösungen zu finden. Von der Astrophysik über biologische Systeme bis hin zu Automatisierung und Präzision. Allerdings sind alle diese Systeme inhärent anfällig für Cyber-Bedrohungen. Gerade in unserer schnelllebigen Welt, in der Innovationen im kommen und gehen muss Cybersicherheit weiterhin im Vordergrund stehen. Insbesondere was die durch das Internet der Dinge (IoT) erzeugte Datenflut anbelangt. Beim Identifizieren von Malware hat man sich in hohem Maße darauf verlassen, bestimmte Dateisignaturen zu erkennen. Oder auf regelbasierte Systeme die Netzwerkanomalitäten aufdecken.

DDoS-Angriffe nehmen weiter Fahrt auf

DDoS-Attacken nehmen in Anzahl und Dauer deutlich zu, sie werden komplexer und raffinierter. Darauf machen die IT-Sicherheitsexperten der PSW Group unter Berufung auf den Lagebericht zur IT-Sicherheit 2018 des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) aufmerksam. Demnach gehörten DDoS-Attacken 2017 und 2018 zu den häufigsten beobachteten Sicherheitsvorfällen. Im dritten Quartal 2018 hat sich das durchschnittliche DDoS-Angriffsvolumen im Vergleich zum ersten Quartal mehr als verdoppelt. Durchschnittlich 175 Angriffen pro Tag wurden zwischen Juli und September 2018 gestartet. Die Opfer waren vor allem Service-Provider in Deutschland, in Österreich und in der Schweiz: 87 Prozent aller Provider wurden 2018 angegriffen. Und bereits für das 1. Quartal dieses Jahres registrierte Link11 schon 11.177 DDoS-Angriffe.

Fluch und Segen des Darkwebs

Strengere Gesetzesnormen für Betreiber von Internet-Plattformen, die Straftaten ermöglichen und zugangsbeschränkt sind - das forderte das BMI in einem in Q1 2019 eingebrachten Gesetzesantrag. Was zunächst durchweg positiv klingt, wird vor allem von Seiten der Bundesdatenschützer scharf kritisiert. Denn hinter dieser Forderung verbirgt sich mehr als nur das Verbot von Webseiten, die ein Tummelplatz für illegale Aktivitäten sind. Auch Darkweb-Plattformen, die lediglich unzugänglichen und anonymen Speicherplatz zur Verfügung stellen, unterlägen der Verordnung. Da diese nicht nur von kriminellen Akteuren genutzt werden, sehen Kritiker in dem Gesetzesentwurf einen starken Eingriff in die bürgerlichen Rechte. Aber welche Rolle spielt das Darkweb grundsätzlich? Und wie wird sich das "verborgene Netz" in Zukunft weiterentwickeln? Sivan Nir, Threat Analysis Team Leader bei Skybox Security, äußert sich zu den zwei Gesichtern des Darkwebs und seiner Zukunft.

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