Hacker schlagen schneller zu

Warum elf Tage Entdeckungszeit immer noch zu lang sind

Cyberangriffe erfolgen professionell, automatisiert und arbeitsteilig



Von Wolfgang Kurz, Geschäftsführer von indevis

Manch einer mag aufgeatmet haben, als er die Zahl gelesen hat: Elf Tage bis zur Entdeckung eines Cyberangriffs – ist das nicht schnell? Das zeigt doch, dass Unternehmen ihre Detection & Response erheblich verbessert haben und die modernen Security-Maßnahmen greifen. Schön wäre es ja, doch leider ist das ein Trugschluss. Denn dass Cyberkriminelle heute viel früher auffliegen als noch vor ein paar Jahren, bedeutet schlichtweg: Sie haben ihr Geschäftsmodell geändert.

Ging es damals noch hauptsächlich darum, möglichst lange unerkannt zu bleiben, um Netzwerke auszuspionieren und Daten zu stehlen, dominiert heute die Jagd nach dem schnellen Geld. Und das lässt sich in Hacker-Kreisen am besten verdienen, indem man Systeme verschlüsselt und die Opfer erpresst. Dafür reichen elf Tage locker aus. Warum also unnötig Zeit verschwenden? Je schneller man ans Ziel kommt, desto eher klingelt die Kasse. Nach erfolgreicher Arbeit kann man also ruhig zur Monetarisierung übergehen und sich zu erkennen geben.

Ransomware-Attacken sind für Cyberkriminelle ein lukratives Business. Sie lassen sich heute hochautomatisiert mit wenig Aufwand durchführen und sind häufig erfolgreich. Man braucht dafür noch nicht einmal besondere Hacking-Kenntnisse. Wer die entsprechende kriminelle Energie mitbringt, kann im Darknet vorgefertigte Malware-Module erwerben. Jetzt fehlt nur noch ein geeignetes Ziel – und auch das gibt es in einschlägigen Foren zu kaufen. Mittlerweile hat sich im Untergrund eine regelrechte Ransomware-Branche etabliert, in der sich Spezialisten die Arbeit teilen. Die einen entwickeln die Schadsoftware, die anderen spähen lukrative Opfer aus und legen versteckte Zugänge, die sie weiterverkaufen. Den eigentlichen Verschlüsselungsangriff führt dann wieder ein anderer aus.

Dabei haben die Täter großes Interesse daran, dass das Opfer das Lösegeld auch bezahlt. Daher setzen sie ihre Forderung meist so an, dass sie in etwa zehn Prozent der Wirtschaftsleistung entspricht. In der Regel ist das eine Summe, die ein Unternehmen aufbringen kann. Nach erfolgreichem Zahlungseingang bieten manche Ransomware-Akteure sogar Support per Chat an, um bei der Entschlüsselung zu unterstützen. Schließlich wäre es geschäftsschädigend, wenn man in Verruf käme, dass die Wiederherstellung nicht funktioniert.

Unternehmen müssen in der Angriffserkennung schneller werden

Dank dieser Professionalisierung können Cyberkriminelle heute viel schneller zuschlagen. Die Wertschöpfungskette bis zur erfolgreichen Erpressung oder zum Verkauf der erbeuteten Daten ist erheblich kürzer geworden als noch vor ein paar Jahren. Für Security-Verantwortliche bedeutet das: Auch sie müssen schneller werden und ihre Angriffserkennung verbessern. Vor diesem Hintergrund sind elf Tage also keine gute Nachricht – vielmehr erhöhen sie den Druck.

Doch selbst mit modernster Security-Technologie wie einem SOAR (Security Orchestration, Automation and Response) sind die wenigsten Unternehmen in der Lage, Cyberangriffe rechtzeitig zu erkennen und einzudämmen. Denn solche Systeme sind hochkomplex und sehr aufwändig. Man muss sie nicht nur richtig aufsetzen, sondern auch kontinuierlich managen und ihre Warnmeldungen stetig überwachen, verstehen und zügig auswerten. Das erfordert viel Zeit und Experten-Know-how. Beides ist angesichts des Fachkräftemangels rar.

Ein eigenes SOC (Security Operations Center) und SOAR lohnt sich für Unternehmen in der Regel nicht. Aufwand und Kosten sind zu hoch. Günstiger und sicherer ist es, Managed Detection & Response (MDR) als Service zu beziehen. Externe Spezialisten betreiben dann das SOAR und kümmern sich um das Monitoring und die Analyse. Sie können nicht nur Bedrohungen schneller erkennen, sondern auch feststellen, wie sich ein Angreifer bisher im Netzwerk bewegt hat und welche Systeme betroffen sind. So lassen sich diese isolieren, bevor es zur Verschlüsselung kommt. Nur wenn das gelingt, sind elf Tage auch wirklich eine gute Nachricht. (indevis: ra)

eingetragen: 14.08.22
Newsletterlauf: 08.09.22

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Meldungen: Unternehmen

Online-Betrug ist ein gesamtgesellschaftliches Problem

Rund die Hälfte der Menschen in Deutschland ist bereits einmal Opfer von Kriminalität im Internet geworden – Tendenz steigend. Die Initiative Sicher Handeln, die unter anderem von der Polizei und dem Verein Deutschland sicher im Netz e. V. getragen wird, leistet Aufklärungsarbeit für mehr Sicherheit im Netz – unter anderem durch Social-Media-Kampagnen.

Verbesserte Effizienz und Compliance bei der Cybersicherheit

PwC Luxemburg hat mit Exeon Analytics eine Partnerschaft zusammengeschlossen. Die angekündigte "Joint Business Relationship" ist ein wichtiger Schritt in der Zusammenarbeit bei der Bereitstellung von Netzwerk- und Cybersicherheitsdiensten, um die Sicherheit der Kunden von PwC gegen die zunehmenden Cyberbedrohungen zu schützen.

Zehn Zertifizierungen nach IT-Grundschutz

Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) hat zwölf IT-Sicherheits-Zertifikate vergeben. Das BSI hat die Aufgabe, Zertifizierungen von IT-Produkten, -Komponenten und –Systemen durchzuführen. Die unabhängige Prüfung durch das BSI weist Vertraulichkeit, Authentizität und Verfügbarkeit transparent nach.

Anti-Spyware- & Anti-Malware Produkte

Im November 2023 feierte Patrick Kolla, Gründer und Visionär des Cybersecurity-Unternehmens Spybot, den zwanzigsten Geburtstag seines Unternehmens, das einst als Herzensprojekt zu Studienzeiten ins Leben gerufen wurde und inzwischen bereits seit Langem eine Vorreiterrolle im Bereich der Anbieter zum Schutz digitaler Daten und der Privatsphäre vom Netz besetzt.

Cybersicherheit braucht neue Perspektiven

Das Sans Institute arbeitet mit der Allianz zusammen, um die Allianz Cyber Talent Academy 2023 ins Leben zu rufen. Am 13. November wurde die Initiative gestartet, um den Skills Gap in der Cybersicherheit abzumildern.

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Fachartikel

Grundlagen

Big Data bringt neue Herausforderungen mit sich

Die Digitale Transformation zwingt Unternehmen sich mit Big Data auseinanderzusetzen. Diese oft neue Aufgabe stellt viele IT-Teams hinsichtlich Datenverwaltung, -schutz und -verarbeitung vor große Herausforderungen. Die Nutzung eines Data Vaults mit automatisiertem Datenmanagement kann Unternehmen helfen, diese Herausforderungen auch mit kleinen IT-Teams zu bewältigen. Big Data war bisher eine Teildisziplin der IT, mit der sich tendenziell eher nur Großunternehmen beschäftigen mussten. Für kleinere Unternehmen war die Datenverwaltung trotz wachsender Datenmenge meist noch überschaubar. Doch die Digitale Transformation macht auch vor Unternehmen nicht halt, die das komplizierte Feld Big Data bisher anderen überlassen haben. IoT-Anwendungen lassen die Datenmengen schnell exponentiell anschwellen. Und während IT-Teams die Herausforderung der Speicherung großer Datenmengen meist noch irgendwie in den Griff bekommen, hakt es vielerorts, wenn es darum geht, aus all den Daten Wert zu schöpfen. Auch das Know-how für die Anforderungen neuer Gesetzgebung, wie der DSGVO, ist bei kleineren Unternehmen oft nicht auf dem neuesten Stand. Was viele IT-Teams zu Beginn ihrer Reise in die Welt von Big Data unterschätzen, ist zum einen die schiere Größe und zum anderen die Komplexität der Datensätze. Auch der benötigte Aufwand, um berechtigten Zugriff auf Daten sicherzustellen, wird oft unterschätzt.

Bösartige E-Mail- und Social-Engineering-Angriffe

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Zertifikat ist allerdings nicht gleich Zertifikat

Für Hunderte von Jahren war die Originalunterschrift so etwas wie der De-facto-Standard um unterschiedlichste Vertragsdokumente und Vereinbarungen aller Art rechtskräftig zu unterzeichnen. Vor inzwischen mehr als einem Jahrzehnt verlagerten sich immer mehr Geschäftstätigkeiten und mit ihnen die zugehörigen Prozesse ins Internet. Es hat zwar eine Weile gedauert, aber mit dem Zeitalter der digitalen Transformation beginnen handgeschriebene Unterschriften auf papierbasierten Dokumenten zunehmend zu verschwinden und digitale Signaturen werden weltweit mehr und mehr akzeptiert.

Datensicherheit und -kontrolle mit CASBs

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KI: Neue Spielregeln für IT-Sicherheit

Gerade in jüngster Zeit haben automatisierte Phishing-Angriffe relativ plötzlich stark zugenommen. Dank künstlicher Intelligenz (KI), maschinellem Lernen und Big Data sind die Inhalte deutlich überzeugender und die Angriffsmethodik überaus präzise. Mit traditionellen Phishing-Angriffen haben die Attacken nicht mehr viel gemein. Während IT-Verantwortliche KI einsetzen, um Sicherheit auf die nächste Stufe zu bringen, darf man sich getrost fragen, was passiert, wenn diese Technologie in die falschen Hände, die der Bad Guys, gerät? Die Weiterentwicklung des Internets und die Fortschritte beim Computing haben uns in die Lage versetzt auch für komplexe Probleme exakte Lösungen zu finden. Von der Astrophysik über biologische Systeme bis hin zu Automatisierung und Präzision. Allerdings sind alle diese Systeme inhärent anfällig für Cyber-Bedrohungen. Gerade in unserer schnelllebigen Welt, in der Innovationen im kommen und gehen muss Cybersicherheit weiterhin im Vordergrund stehen. Insbesondere was die durch das Internet der Dinge (IoT) erzeugte Datenflut anbelangt. Beim Identifizieren von Malware hat man sich in hohem Maße darauf verlassen, bestimmte Dateisignaturen zu erkennen. Oder auf regelbasierte Systeme die Netzwerkanomalitäten aufdecken.

DDoS-Angriffe nehmen weiter Fahrt auf

DDoS-Attacken nehmen in Anzahl und Dauer deutlich zu, sie werden komplexer und raffinierter. Darauf machen die IT-Sicherheitsexperten der PSW Group unter Berufung auf den Lagebericht zur IT-Sicherheit 2018 des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) aufmerksam. Demnach gehörten DDoS-Attacken 2017 und 2018 zu den häufigsten beobachteten Sicherheitsvorfällen. Im dritten Quartal 2018 hat sich das durchschnittliche DDoS-Angriffsvolumen im Vergleich zum ersten Quartal mehr als verdoppelt. Durchschnittlich 175 Angriffen pro Tag wurden zwischen Juli und September 2018 gestartet. Die Opfer waren vor allem Service-Provider in Deutschland, in Österreich und in der Schweiz: 87 Prozent aller Provider wurden 2018 angegriffen. Und bereits für das 1. Quartal dieses Jahres registrierte Link11 schon 11.177 DDoS-Angriffe.

Fluch und Segen des Darkwebs

Strengere Gesetzesnormen für Betreiber von Internet-Plattformen, die Straftaten ermöglichen und zugangsbeschränkt sind - das forderte das BMI in einem in Q1 2019 eingebrachten Gesetzesantrag. Was zunächst durchweg positiv klingt, wird vor allem von Seiten der Bundesdatenschützer scharf kritisiert. Denn hinter dieser Forderung verbirgt sich mehr als nur das Verbot von Webseiten, die ein Tummelplatz für illegale Aktivitäten sind. Auch Darkweb-Plattformen, die lediglich unzugänglichen und anonymen Speicherplatz zur Verfügung stellen, unterlägen der Verordnung. Da diese nicht nur von kriminellen Akteuren genutzt werden, sehen Kritiker in dem Gesetzesentwurf einen starken Eingriff in die bürgerlichen Rechte. Aber welche Rolle spielt das Darkweb grundsätzlich? Und wie wird sich das "verborgene Netz" in Zukunft weiterentwickeln? Sivan Nir, Threat Analysis Team Leader bei Skybox Security, äußert sich zu den zwei Gesichtern des Darkwebs und seiner Zukunft.

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