DDoS-Angriffe: Größer & komplexer
Kein Ende in Sicht? Ansätze zum Schutz vor DDoS-Angriffen im privaten und öffentlichen Sektor
DDoS-Angriffe sind inzwischen wesentlich komplexer als die Attacken der ersten Generationen
Von Dave Larson, COO/CTO bei Corero Network Security
Über eine ganze Reihe von spektakulären DDoS-Angriffen wurde berichtet, Attacken in zum Teil bisher noch nicht beobachteten Größenordnungen. Im Visier: Sowohl der private als auch der öffentliche Sektor. Die jüngsten Angriffe haben nicht zuletzt eine intensive Diskussion in Gang gesetzt wie man sich am besten vor dieser neuerlichen Cyberbedrohung schützt. Sicherheitsexperte Bruce Schneier warnte sogar vor Versuchen, die zu einem großflächigen, wenn nicht kompletten Internetausfall führen könnten. Als Zeichen wertete er einen enormen Anstieg von DDoS-Angriffen, zum Teil mit enormen Bandbreiten. Die britische Regierung ging gar soweit, Internet Service Provider ausdrücklich aufzufordern bei der Verteidigung gegen Cyberbedrohungen mehr Verantwortung zu übernehmen. Zwischenzeitlich demonstrierten Forscher in den USA, dass und wie Notrufnummern wie die 911 anfällig für DDoS-Angriffe sind.
DDoS-Angriffe werden größer und insgesamt komplexer. Trotzdem ist es doch eher unwahrscheinlich, dass selbst eine noch so ausgefeilte DDoS-Attacke in der Lage wäre, das komplette Internet lahmzulegen. Theoretisch ist es immerhin vorstellbar, dass eine entsprechend aufwendig konzipierte DNS-Attacke weite Bereiche zum Erliegen bringt nicht aber das komplette System. Eine Region vollständig vom Internet abzukoppeln ist hingegen nicht nur möglich sondern ganz real. Im Herbst 2009 war beispielsweise ganz Schweden für mindestens eine Stunde ohne Internet. Was den jüngsten Vorfall in Liberia anbelangt suchen Sicherheitsforscher noch nach Beweisen, ob ein DDoS-Angriff wirklich die komplette Internetverbindung des afrikanischen Landes gekappt hat.
Trotzdem. Ein erheblicher Teil des Bruttoinlandsprodukts basiert auf der digitalen Wirtschaft. Das allein verdeutlicht welche ernsten politischen und ökonomischen Folgen Angriffe dieses Ausmaßes haben. Es ist aber nicht nur die schiere Größe, die sich verändert hat. DDoS-Angriffe sind inzwischen wesentlich komplexer als die Attacken der ersten Generationen. Hacker sind sogar in der Lage Denial-Of-Service-Angriffe gegen nicht Internet-basierte Plattformen zu lancieren wie das Beispiel der Notrufnummern oder ähnlicher Dienste zeigt. Denn selbst diese Systeme sind letzten Endes abhängig vom Internet und damit verwundbar.
Vor diesem Hintergrund erwog beispielsweise die britische Regierung, die Abwehrmaßnahmen zu verstärken. Und zwar dahingehend, den kompletten ein- und ausgehenden Datenstrom des landesweit größten Service Providers zu filtern und Schad-Traffic derart zu blockieren. Die Reaktionen auf die Pläne waren durchaus gemischt und einzelne Journalisten nannten das Ganze schon "Die große britische Firewall" und verglichen die Pläne mit den chinesischen Zensurmaßnahmen im Hinblick auf eine freie Internetnutzung. Ungeachtet des Ausmaßes der diskutierten Angriffe halten die meisten Sicherheitsexperten wenig von derart drakonischen Methoden. Die Freiheit des Internets hat hohen, fast ideologisch besetzten Wert. Die Idee, dass eine Regierung diese Freiheit in welcher Art auch immer beschränkt, scheint diesem Prinzip grundsätzlich zuwider zu laufen.
Es stimmt, dass wir ein radikales Umdenken brauchen, um die digitale Wirtschaft vor den Folgen der jüngsten und vielgestaltigen DDoS-Angriffe zu schützen. Sich allein auf bereits existierende Lösungen zu verlassen ist so naiv wie gefährlich. Internet Service Providern kommt eine Schlüsselposition zu, wenn es darum geht ihre Kunden vor Gefahren im Netzwerk zu schützen. Wir denken, dass dies letzten Endes nur mittels einer automatisieren In-Line-Lösung möglich ist, die Provider ihren Kunden als zusätzlichen Dienst anbieten. (Corero Network Security: ra)
eingetragen: 18.11.16
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