Passwörter regelmäßig zu wechseln ist unrealistisch

Mit den richtigen Verhaltensregeln lassen sich Online-Accounts sinnvoll schützen – blinder Aktionismus hilft jedoch nicht weiter

Wiederverwendung macht bei Pfandflaschen Sinn, bei Passwörtern ist sie schlicht fehl am Platz



Was tun mit den Passwörtern? Regelmäßig ändern oder lieber einmal auf Nummer sicher gehen? Passwörter regelmäßig zu wechseln ist angesichts der Vielzahl an Passwörtern, die der durchschnittliche User mittlerweile verwalten muss, schlichtweg unrealistisch. Nevis, Schweizer Markführer für Identity and Access Management, gibt Tipps, die besser wirken.

Das Ziel des "Ändere dein Passwort"-Tags, der 2012 von der Website Gizmodo anlässlich eines spektakulären Webshop-Hacks in den USA aus der Taufe gehoben wurde, ist ehrenwert, aber nicht wirklich realistisch: Im Laufe der Zeit sammeln sich selbst bei mäßig internetaffinen Menschen Dutzende, wenn nicht hunderte Passwörter an. Stromanbieter und Internetprovider verlangen sie für den Login auf ihre Kundenportale ebenso wie Social Media-Plattformen und Foren, Webmail-Dienste und die Heerschar der Onlineshops.

Wer hier regelmäßig alles ändern möchte, sollte viel Zeit, Geduld und Leidensfähigkeit mitbringen – oder lässt es besser gleich ganz: Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) hat jedenfalls schon Anfang 2020 die Empfehlung zum regelmäßigen Passwortwechsel aus seinem Kompendium zum IT-Grundschutz gestrichen. Besseren Schutz gewährleisten fünf einfache Grundregeln:

Verwenden Sie jedes Passwort nur einmal: Wiederverwendung macht bei Pfandflaschen Sinn, bei Passwörtern ist sie schlicht fehl am Platz. Wer jedes Passwort nur einmal vergibt, muss sich weniger Sorgen machen, falls eines doch in falsche Hände gerät. Das passiert schneller als gedacht: Der Identity Leak Checker des Hasso-Plattner-Instituts verzeichnet aktuell sagenhafte zwölf Milliarden bei Cyberangriffen erbeutete und von den Hackern veröffentlichte Nutzerkonten.

Ändern Sie nur unsichere Passwörter: Eine regelmäßige Passwortänderung verleitet eher dazu, ein zu kurzes, unsicheres Passwort zu verwenden und beispielsweise von "blume0815" zu "blume0816" zu wechseln. Anders ist es zwar, nur leider nicht sicherer. Wer solche Exemplare noch im Passwort-Fundus hat, sollte besser sogleich Tipp drei beherzigen.

Wählen Sie ein sicheres Passwort: Wann immer möglich, sollten dabei Groß- und Kleinbuchstaben, Ziffern und Sonderzeichen zum Einsatz kommen. Auch die Länge des Passworts ist entscheidend: Bei 20 bis 25 Zeichen reichen bereits zwei Zeichenarten aus – ideal, um sich beispielsweise einen Satz als Passwort zu merken. Ist das Passwort nur acht bis zwölf Zeichen lang, sollten alle vier Zeichenarten genutzt werden.

Nutzen Sie Passwortmanager: Nur die wenigsten Menschen sind so geübte Gedächtniskünstler, dass sie sich Dutzende Passwörter im Kopf merken können. Zettel, Textdateien und ähnliches sind keine ideale Aufbewahrungslösung, können sie doch verloren gehen oder Unbefugten in die Hände fallen. Greifen Sie besser gleich zu einem Passwortmanager, mit dem sich alle Daten sicher verschlüsseln und aufbewahren lassen. Neben zahlreichen kommerziellen Lösungen hat sich auch die Freeware KeePass im Alltag bewährt. Die Entschlüsselung erfolgt über ein Masterpasswort, das zusätzlich durch den Einsatz einer Schlüsseldatei – beispielsweise auf einem USB-Stick – oder eines speziellen Hardwaretokens verstärkt werden kann.

Nutzen Sie Zwei-Faktor-Authentisierung: Viele Onlinedienste bieten mittlerweile die Möglichkeit, das Passwortverfahren durch eine zusätzliche Zwei-Faktor-Authentisierung zu ergänzen. Nach der Eingabe des Passworts muss beispielsweise ein SMS-Code eingegeben werden, der automatisiert ans Mobilgerät des Nutzers gesandt wird. Darüber hinaus setzen sich passwortfreie Authentisierungs-Verfahren wie Face ID oder Fingerabdruck immer mehr durch. Wann immer sich die Möglichkeit bietet, sollten Sie diese Optionen aktivieren, da sie die Sicherheit Ihrer Accounts weiter erhöhen.

Bequemlichkeit ist der falsche Weg

Wer wirklich noch unsichere Passwörter vom Schlage eines "123456" oder "qwertz" nutzt, sollte den "Ändere dein Passwort"-Tag zum Anlass nehmen, dieses Einfallstor für Cyberkriminelle zu schließen. Für alle anderen gilt: Ständige Wechsel sind nicht nötig, wenn das Passwort lang genug ist und eine sinnvolle Mischung aus Groß- und Kleinbuchstaben, Ziffern und Sonderzeichen zum Einsatz kommt. Wann immer sie angeboten wird, sollte außerdem die Zwei-Faktor-Authentisierung oder ein passwortfreies Login-Verfahren aktiviert werden. (Nevis: ra)

eingetragen: 22.02.21
Newsletterlauf: 15.04.21

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Bedeutung und Dringlichkeit der CRA-Konformität

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AV-Comparatives-Zertifizierung

Die Auswahl wirksamer und zuverlässiger Cybersicherheitsmaßnahmen ist von größter Bedeutung. AV-Comparatives, eine weltweit anerkannte unabhängige Prüforganisation, betont, dass die Integration von zertifizierten Cybersicherheitsprodukten in die Cybersecurity-Strategie von Unternehmen und Institutionen nicht nur eine Option, sondern eine entscheidende Notwendigkeit ist.

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Grundlagen

Big Data bringt neue Herausforderungen mit sich

Die Digitale Transformation zwingt Unternehmen sich mit Big Data auseinanderzusetzen. Diese oft neue Aufgabe stellt viele IT-Teams hinsichtlich Datenverwaltung, -schutz und -verarbeitung vor große Herausforderungen. Die Nutzung eines Data Vaults mit automatisiertem Datenmanagement kann Unternehmen helfen, diese Herausforderungen auch mit kleinen IT-Teams zu bewältigen. Big Data war bisher eine Teildisziplin der IT, mit der sich tendenziell eher nur Großunternehmen beschäftigen mussten. Für kleinere Unternehmen war die Datenverwaltung trotz wachsender Datenmenge meist noch überschaubar. Doch die Digitale Transformation macht auch vor Unternehmen nicht halt, die das komplizierte Feld Big Data bisher anderen überlassen haben. IoT-Anwendungen lassen die Datenmengen schnell exponentiell anschwellen. Und während IT-Teams die Herausforderung der Speicherung großer Datenmengen meist noch irgendwie in den Griff bekommen, hakt es vielerorts, wenn es darum geht, aus all den Daten Wert zu schöpfen. Auch das Know-how für die Anforderungen neuer Gesetzgebung, wie der DSGVO, ist bei kleineren Unternehmen oft nicht auf dem neuesten Stand. Was viele IT-Teams zu Beginn ihrer Reise in die Welt von Big Data unterschätzen, ist zum einen die schiere Größe und zum anderen die Komplexität der Datensätze. Auch der benötigte Aufwand, um berechtigten Zugriff auf Daten sicherzustellen, wird oft unterschätzt.

Bösartige E-Mail- und Social-Engineering-Angriffe

Ineffiziente Reaktionen auf E-Mail-Angriffe sorgen bei Unternehmen jedes Jahr für Milliardenverluste. Für viele Unternehmen ist das Auffinden, Identifizieren und Entfernen von E-Mail-Bedrohungen ein langsamer, manueller und ressourcenaufwendiger Prozess. Infolgedessen haben Angriffe oft Zeit, sich im Unternehmen zu verbreiten und weitere Schäden zu verursachen. Laut Verizon dauert es bei den meisten Phishing-Kampagnen nur 16 Minuten, bis jemand auf einen bösartigen Link klickt. Bei einer manuellen Reaktion auf einen Vorfall benötigen Unternehmen jedoch circa dreieinhalb Stunden, bis sie reagieren. In vielen Fällen hat sich zu diesem Zeitpunkt der Angriff bereits weiter ausgebreitet, was zusätzliche Untersuchungen und Gegenmaßnahmen erfordert.

Zertifikat ist allerdings nicht gleich Zertifikat

Für Hunderte von Jahren war die Originalunterschrift so etwas wie der De-facto-Standard um unterschiedlichste Vertragsdokumente und Vereinbarungen aller Art rechtskräftig zu unterzeichnen. Vor inzwischen mehr als einem Jahrzehnt verlagerten sich immer mehr Geschäftstätigkeiten und mit ihnen die zugehörigen Prozesse ins Internet. Es hat zwar eine Weile gedauert, aber mit dem Zeitalter der digitalen Transformation beginnen handgeschriebene Unterschriften auf papierbasierten Dokumenten zunehmend zu verschwinden und digitale Signaturen werden weltweit mehr und mehr akzeptiert.

Datensicherheit und -kontrolle mit CASBs

Egal ob Start-up oder Konzern: Collaboration Tools sind auch in deutschen Unternehmen überaus beliebt. Sie lassen sich besonders leicht in individuelle Workflows integrieren und sind auf verschiedenen Endgeräten nutzbar. Zu den weltweit meistgenutzten Collaboration Tools gehört derzeit Slack. Die Cloudanwendung stellt allerdings eine Herausforderung für die Datensicherheit dar, die nur mit speziellen Cloud Security-Lösungen zuverlässig bewältigt werden kann. In wenigen Jahren hat sich Slack von einer relativ unbekannten Cloud-Anwendung zu einer der beliebtesten Team Collaboration-Lösungen der Welt entwickelt. Ihr Siegeszug in den meisten Unternehmen beginnt häufig mit einem Dasein als Schatten-Anwendung, die zunächst nur von einzelnen unternehmensinternen Arbeitsgruppen genutzt wird. Von dort aus entwickelt sie sich in der Regel schnell zum beliebtesten Collaboration-Tool in der gesamten Organisation.

KI: Neue Spielregeln für IT-Sicherheit

Gerade in jüngster Zeit haben automatisierte Phishing-Angriffe relativ plötzlich stark zugenommen. Dank künstlicher Intelligenz (KI), maschinellem Lernen und Big Data sind die Inhalte deutlich überzeugender und die Angriffsmethodik überaus präzise. Mit traditionellen Phishing-Angriffen haben die Attacken nicht mehr viel gemein. Während IT-Verantwortliche KI einsetzen, um Sicherheit auf die nächste Stufe zu bringen, darf man sich getrost fragen, was passiert, wenn diese Technologie in die falschen Hände, die der Bad Guys, gerät? Die Weiterentwicklung des Internets und die Fortschritte beim Computing haben uns in die Lage versetzt auch für komplexe Probleme exakte Lösungen zu finden. Von der Astrophysik über biologische Systeme bis hin zu Automatisierung und Präzision. Allerdings sind alle diese Systeme inhärent anfällig für Cyber-Bedrohungen. Gerade in unserer schnelllebigen Welt, in der Innovationen im kommen und gehen muss Cybersicherheit weiterhin im Vordergrund stehen. Insbesondere was die durch das Internet der Dinge (IoT) erzeugte Datenflut anbelangt. Beim Identifizieren von Malware hat man sich in hohem Maße darauf verlassen, bestimmte Dateisignaturen zu erkennen. Oder auf regelbasierte Systeme die Netzwerkanomalitäten aufdecken.

DDoS-Angriffe nehmen weiter Fahrt auf

DDoS-Attacken nehmen in Anzahl und Dauer deutlich zu, sie werden komplexer und raffinierter. Darauf machen die IT-Sicherheitsexperten der PSW Group unter Berufung auf den Lagebericht zur IT-Sicherheit 2018 des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) aufmerksam. Demnach gehörten DDoS-Attacken 2017 und 2018 zu den häufigsten beobachteten Sicherheitsvorfällen. Im dritten Quartal 2018 hat sich das durchschnittliche DDoS-Angriffsvolumen im Vergleich zum ersten Quartal mehr als verdoppelt. Durchschnittlich 175 Angriffen pro Tag wurden zwischen Juli und September 2018 gestartet. Die Opfer waren vor allem Service-Provider in Deutschland, in Österreich und in der Schweiz: 87 Prozent aller Provider wurden 2018 angegriffen. Und bereits für das 1. Quartal dieses Jahres registrierte Link11 schon 11.177 DDoS-Angriffe.

Fluch und Segen des Darkwebs

Strengere Gesetzesnormen für Betreiber von Internet-Plattformen, die Straftaten ermöglichen und zugangsbeschränkt sind - das forderte das BMI in einem in Q1 2019 eingebrachten Gesetzesantrag. Was zunächst durchweg positiv klingt, wird vor allem von Seiten der Bundesdatenschützer scharf kritisiert. Denn hinter dieser Forderung verbirgt sich mehr als nur das Verbot von Webseiten, die ein Tummelplatz für illegale Aktivitäten sind. Auch Darkweb-Plattformen, die lediglich unzugänglichen und anonymen Speicherplatz zur Verfügung stellen, unterlägen der Verordnung. Da diese nicht nur von kriminellen Akteuren genutzt werden, sehen Kritiker in dem Gesetzesentwurf einen starken Eingriff in die bürgerlichen Rechte. Aber welche Rolle spielt das Darkweb grundsätzlich? Und wie wird sich das "verborgene Netz" in Zukunft weiterentwickeln? Sivan Nir, Threat Analysis Team Leader bei Skybox Security, äußert sich zu den zwei Gesichtern des Darkwebs und seiner Zukunft.

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