Trojaner "BIFROSE" befällt jetzt auch Unix-Systeme
Neueste Waffe im Arsenal der Cyberspione hinter der Operation "Shrouded Crossbow"
(08.04.16) - Unix- und Unix-ähnliche Systeme sind typischerweise auf Servern, Workstations und sogar mobilen Geräten in Behörden und Unternehmen zu finden. Wer Zugriff auf diese Systeme erlangt und sie kontrolliert, dem winkt eine lukrative "Beute": Firmen- und Regierungsgeheimnisse. Zu diesem Zweck haben die kriminellen Hintermänner der Operation "Shrouded Crossbow" den Trojaner "BIFROSE" für Angriffe auf Unix-Systeme aufgerüstet. Bei der Operation "Shrouded Crossbow" handelt es sich um eine professionell agierende Gruppe von Cyberspionen, die es mit ihren gezielten Angriffen auf Unternehmen und Regierungsbehörden abgesehen hat.
Die Bedrohungsforscher des japanischen IT-Sicherheitsanbieters Trend Micro sind den Cyberspionen der Operation "Shrouded Crossbow" seit dem letzten Quartal des vergangenen Jahres auf der Spur. So hat diese kriminelle Gruppe nicht nur für Unix, sondern auch für Windows verschiedene BIFROSE-Varianten entwickelt und für gezielte Angriffe verwendet. Dabei hatten die Kampagnen der Operation "Shrouded Crossbow" Regierungsbehörden und regierungsnahe Firmen, aber auch Unternehmen aus der Computer- und Unterhaltungsindustrie, dem Gesundheitswesen und der Finanzbranche im Visier.
Gefährliche Seitwärtsbewegungen
Die Analyse von BIFROSE für Unix durch die Trend Micro-Forscher ergab, dass diese Variante als eine Komponente in einem gezielten Angriff sich insbesondere für Seitwärtsbewegungen in einem Netzwerk eignet. Bei diesen Bewegungen handelt es sich um eine Methode, um von einem infizierten, aber für die jeweilige Organisation weniger wichtigen und deshalb eventuell weniger gut geschützten System zum eigentlichen Ziel vorzudringen. So lässt sich der Trojaner BIFROSE zum Beispiel für die Kontrolle eines Linux-Servers im Netzwerk des Opfers nutzen. Die Infektion fällt dort weniger auf, so dass die Angreifer genügend Zeit haben, um ihre eigentliche Beute auszuspähen und am Ende zu entwenden.
Welche BIFROSE-Variante für Windows- oder Unix-Systeme oder für beide zum Einsatz kommt, entscheiden die Cyberspione offenbar je nach Bedarf. Der Schädling kann jedenfalls in allen Varianten mit der Serverkonsole der ursprünglich für Windows entwickelten Version kommunizieren.
Spionageaufklärung und -abwehr
Infektionen wie solche durch BIFROSE sind schwer zu entdecken. Denn die professionellen Cyberspione dahinter nutzen diverse Tarnmechanismen und betreiben eine "Qualitätssicherung", so dass traditionelle AV-Lösungen bei Befall keinen Alarm schlagen.
Behörden und Unternehmen sollten deshalb über den Einsatz von Lösungen zum Schutz vor zielgerichteten Angriffen nachdenken. Derartige Lösungen sind speziell dafür konzipiert, verdächtiges Verhalten in einem Netzwerk aufzuspüren und das Infektionsrisiko unter anderem durch intelligente Sandbox-Technologien zu senken.
Erste Hilfe für Sicherheitsprofis
Haben Sicherheitsexperten in Behörden und Unternehmen den Verdacht, Opfer eines gezielten Angriffs zu sein, müssen sie schnell reagieren. Die von Trend Mirco zusammengestellten "Sieben Punkte für die Suche nach Anzeichen eines gezielten Angriffs" können dabei helfen, erste Gegenmaßnahmen einzuleiten. (Trend Micro: ra)
Trend Micro: Kontakt und Steckbrief
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Meldungen: Aktuelle Meldungen
Eine Forschungsgruppe mit NetScout, Akamai, Cloudflare, Shadowserver, Black Lotus und anderen führenden IT-Sicherheitsgruppen hat gemeinsam einen Warnhinweis herausgegeben. Darin wird ein neuer DDoS-Vektor aufgedeckt, der Unternehmen im Finanzsektor, ISPs, Logistik, Glücksspiel und andere betrifft.
Die Sicherheitsforscher von Check Point Research (CPR) haben eine laufende Spionage-Operation aufgedeckt, die auf die afghanische Regierung zielt. Die Bedrohungsakteure, die einer chinesischsprachigen Gruppierung zugeordnet werden, gaben sich als das Büro des afghanischen Präsidenten aus, um den afghanischen Nationalen Sicherheitsrat (NSC) zu infiltrieren. Sie nutzten den Dienstleister für Datenaustausch namens Dropbox, um ihre Aktivitäten zu verschleiern. CPR geht davon aus, dass dies der jüngste Fall einer länger andauernden Operation ist, die bis ins Jahr 2014 zurückreicht und der auch die Regierungen von Kirgisistan und Usbekistan zum Opfer gefallen sind. Im April 2021 erhielt ein Beamter des Nationalen Sicherheitsrats Afghanistans eine E-Mail, die angeblich vom Büro des Präsidenten von Afghanistan stammte. Sie forderte den Empfänger auf, die Änderungen in dem Dokument im Zusammenhang mit einer bevorstehenden Pressekonferenz des NSC zu überprüfen.
Es gibt wieder verstärkt Aktivitäten der Dridex-Malware. Diese bereits einige Jahre alte Schadsoftware macht zurzeit in Excel-Dateien die Runde, die per Mail verschickt werden. Dabei hat der Schädling es vor allem auf Passwörter und andere Nutzerdaten abgesehen. "Wenn das Wochenende vor der Tür steht, lässt bei vielen Nutzern die Wachsamkeit deutlich nach. Das machen sich Kriminelle zunutze", sagt Tim Berghoff, Security Evangelist bei G Data CyberDefense. Die Schadsoftware mit dem Namen "Dridex" ist für G Data kein unbeschriebenes Blatt – bereits 2015 haben wir über diese Malware berichtet. Wie damals versteckt sich das Schadprogramm auch in diesem Fall in einer Office-Datei, getarnt als Versandbestätigung. Heruntergeladen wird die eigentliche Malware über ein eingebettetes Makro, welches sich hinter der "Drucken"-Funktion verbirgt.
Die Sicherheitsforscher von Check Point Software Technologies beobachten die Rückkehr eines alten Bekannten: des Backdoor-Trojaners Bandook. Zuletzt prominent wurde dieser durch die Malware-Kampagnen Operation Manul (2015) und Dark Caracal (2017). Nun scheint die Malware-Familie ein Revival zu feiern. Die Ziele, welche Check Point im Rahmen der neuen Kampagne identifizieren konnte, sind breit gefächert: Regierungs-, Finanz-, Energie-, Lebensmittel-, Gesundheits-, Bildungs-, IT- und Rechtseinrichtungen sind betroffen – unter anderem in Deutschland, der Schweiz und Italien. Dieses breite Spektrum lässt die Sicherheitsexperten darauf schließen, dass sich hinter den Angriffen nicht nur eine Hacker-Gruppierung im Alleingang verbirgt, sondern eine Organisation, welche Malware an verschiedene Bedrohungsakteure, wie staatliche Hacker, verkauft.
Kaspersky-Experten haben im Rahmen einer Untersuchungen festgestellt, dass die Dienstleistungs- und E-Commerce-Branche am stärksten von Phishing-Angriffen durch sogenannte ,Lookalikes‘ betroffen ist. So gingen im dritten Quartal 2020 35 Prozent aller Lookalike-Angriffe auf das Konto von Service- und E-Commerce-Anbieter – möglicherweise eine Folge der Corona-Pandemie, weil Anbieter derzeit verstärkt auf Online-Dienste setzen. Die Hälfte (50 Prozent) der gefälschten Domains werden dabei nur einmal verwendet, 73 Prozent sind auch nur einen Tag lang aktiv. Dies erschwert eine rechtzeitige Identifizierung. Durch eine automatisierte mehrschichtige Analyse können solche Angriffe – ohne die Notwendigkeit, manuell Domänenlisten zu erstellen – erkannt werden.