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Der kriminelle Untergrund im Dark Web


"Das Dark Web ermöglicht auch ungelernten Personen durch einfache Suche und mit etwas Geld illegal Gewinne durch Online-Kriminalität einzufahren"
Interview mit Security-Experte Chet Wisniewski von Sophos zum Thema Dark Web



Den Begriff Dark Web hat jeder schon einmal gehört. Die meisten verstehen darunter eine düstere Unterwelt für Cyberkriminelle, die von den meisten Internetbenutzern möglichst gemieden wird. Doch was genau ist das Dark Web, wie wird es genutzt und welche Auswirkungen hat es auf die Cyber-Sicherheit. Sophos Sicherheitsexperte Chet Wisniewski bringt etwas Licht ins dunkle Netz.

Was ist das Dark Web?
Chet Wisniewski:
Der Begriff Dark Web wird meistens von Laien verwendet, die darunter ein privatfokussiertes Overlay-Netzwerk im Internet, das Experten als TOR oder The Onion Router bekannt ist. Die Idee stammt aus der US-Marineforschung in den 1990er Jahren und ermöglicht eine sichere und anonyme Kommunikation ohne inhärente Fähigkeit, weder den Absender noch den Empfänger von Nachrichten zu identifizieren.

Wie nutzen Cyberkriminelle das Dark Web und wie gelangen sie an Informationen?
Wisniewski:
Cyber-Kriminelle nutzen das Dark Web zum Verkauf von allem Möglichen – Waffen, Drogen, Malware, Bücher, Pornographie, Kreditkarten, Identitäten und vieles mehr. Die Quellen sind vielfältig und beispielsweise Daten von Kreditkarten, Identitäten oder Passwörter erlangen Kriminelle durch den Einsatz von Malware oder durch offenes Hacken in unsichereren Internet-Datenbanken.

Wer sind die Käufer dieser Informationen und was machen sie damit?
Wisniewski:
Über die kriminellen Käufer wissen wir leider sehr wenig und es ist schwierig einzuschätzen, wie viel Handel mit wem betrieben wird, da es natürlich nicht offen einsehbar ist.

Zwei große Dark Web-Marktplätze – AlphaBay und Hansa – wurden kürzlich aufgedeckt und von Behörden gesperrt. Wo befinden sich die Cyber-Kriminellen und sind wir nun vor ihnen sicher?
Wisniewski:
Kriminalität verabscheut ein Vakuum. Es ist ein bisschen so wie beim Computerspiel "Whack-a-Mole". Man schlägt einem Monster auf den Kopf und sofort erscheint auf der anderen Seite das Nächste. Zwar dominierten Alpha und Hansa das Dark Web, doch es gibt viele, die gerne ihren Platz einnehmen würden. Die Nachfrage nach Konten auf dem Markt war bei Schießung von AlphaBay so hoch, dass es zu einem Denial of Service (DoS)-Ausfall kam.

Wie wirkt sich das Dark Web auf die Cybersicherheit als Ganzes aus?
Wisniewski:
Das Dark Web ermöglicht auch ungelernten Personen durch einfache Suche und mit etwas Geld illegal Gewinne durch Online-Kriminalität einzufahren. Man kann heute alles im Dark Web kaufen, über Informationen über Malware bis hin zu Dienstleistungen. Ein paar Bitcoins, selbst erlangtem Wissen, einigen Techniken und angeeignetem Fachjargon – mehr ist nicht nötig.

Können die Opfer jemals herausfinden, ob ihre Daten kompromittiert wurden, auch wenn diese Informationen nie benutzt werden?
Wisniewski:
Die meisten Opfer entdecken einen Informationsdiebstahl nur dann, wenn etwas Schlimmes passiert oder wenn sie eine Nachricht von einem Unternehmen bekommen, das zugibt, dass Informationen in einem Hack gestohlen worden sind. Es ist fast unmöglich herauszufinden, wie Cyber-Kriminelle an die Daten gelangen und wie sie gekauft und verkauft wurden.

Was ist Internetnutzern zu raten, damit ihre Daten nicht ins Dark Web gelangen?
Wisniewski:
Die wichtigste Regel: nur echte Daten angeben, wenn es auch wirklich notwendig ist. Internetnutzer haben keine Verpflichtung, sich einem anderen Dienst anzuschließen oder die tatsächliche Postleitzahl, das Geburtsdatum oder andere persönliche Daten anzugeben. Wahre Angaben muss man nur bei Behörden, Finanzinstituten oder anderen offiziellen Einrichtungen machen. Für alle anderen Internetdienste sollten "alternative Persönlichkeiten" gewählt werden. Wenn möglich sollten Nutzer ein langes und für jede Webseite unterschiedliches Passwort verwenden und – falls verfügbar – die Möglichkeit der Multi-Faktor-Authentifizierung nutzen. Sie sollten kritisch hinterfragen, wem sie welche Informationen anvertrauen können – alle anderen Informationen bleiben Privatsache.

(*) Chet Wisniewski konzentriert sich bei Sophos auf die Erforschung von Online-Bedrohungen und deren Entwicklung. Er analysiert zudem, wie Unternehmen Cyber-Verteidigungspraktiken einsetzen und verbessern können.
(Sophos: ra)

eingetragen: 03.10.17
Home & Newsletterlauf: 19.10.17


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