Beobachtungen zur mobilen Sicherheit
Entdeckung von zwei neuen mobilen Remote Access Trojanern (mRATs)
Check Point-Forscher fanden heraus, dass der Dropper und seine Payloads auf OmniRat, ein handelsübliches Spyphone-Produkt, zurückzuführen sind
Von Bernd Ullritz, Head of Mobile Security bei Check Point Software Technologies
(27.01.16) - Mobile Bedrohungen werden von Tag zu Tag raffinierter. Cyber-Kriminelle nutzen neue Schwachstellen aus und entdecken dabei zudem neue Techniken, die es ihnen erleichtern, Smartphones und Tablets anzugreifen. Die meisten Endnutzer können die Gefahr, die diese Risiken mit sich bringen nicht wirklich einschätzen und somit leicht dazu verleitet werden, die auf dem Gerät vorhandenen Schutzmaßnahmen zu umgehen. Dies hat zur Folge, dass sowohl private als auch sensible Unternehmensdaten gefährdet sind, wenn die Geräte zu Geschäftszwecken genutzt werden.
Vor kurzem machte die Entdeckung von zwei neuen mobilen Remote Access Trojanern (mRATs) die Runde: Endnutzer hatten die Trojaner auf ihren Android-Mobilfunkgeräten installiert, nachdem sie von Cyber-Kriminellen auf eine falsche Fährte geführt wurden. Diese mRATs sind Paradebeispiele wenn es darum geht, aufzuzeigen, dass Mobilfunkgeräte noch immer von Malware heimgesucht werden. Ohne entsprechende Schutzvorkehrungen kann dies zu katastrophalen Diebstählen mobiler Daten führen.
OmniRat täuscht Black Friday-Shopper
In diesem Jahr haben Cyber-Kriminelle mit einem Phishing-Angriff am BlackFriday Verbraucher ins Visier genommen, die auf der Suche nach günstigen Urlaubsangeboten waren. Hier wurde die Aussicht auf unschlagbare Sales-Angebote dazu verwendet, Nutzer zum Herunterladen und Installieren eines bösartigen Android-App-Dropper, der sich als offizielle Amazon-App ausgibt, zu verleiten. Statt dem lang ersehnten Urlaub gab es somit Malware für die Schnäppchenjäger – völlig gratis. Dropper werden zum Abladen von Malware genutzt und sind eine andere Bezeichnung für Trojaner, die vom Betriebssystem unbemerkt Installationen vornehmen.
Check Point-Forscher fanden heraus, dass der Dropper und seine Payloads auf OmniRat, ein handelsübliches Spyphone-Produkt, zurückzuführen sind. Sobald die App installiert ist, entschlüsselt sie eine im Gerät versteckte .apk-Payload, die sich in einem Base64-String in einem Resources Directory befindet. Die Payload .apk wird dann zu einem mobilen mRAT, der heimlich Informationen vom Gerät des Nutzers stiehlt und sie dann zu einem Remote-Serverdes Angreifers sendet.
Die Datenmenge, die mithilfe dieses mRAT in die Hände Drittergelangen kann, ist hoch und umfasst beispielsweise Standortinformationen, Kameraparameter, Kontaktlisten, Aufzeichnungen von Anrufprotokollen, Browser-Lesezeichen und –Suchvorgänge sowie Systemdaten.
Android gerät in die Fänge der Malware
Dass bösartige Android-Apps versuchen, sich an den Device Administration Service zu koppeln, um zu verhindern, dass sie entfernt werden, ist für Mobile-Threat-Forscher keine Neuheit mehr. Allerdings nutzen einige Apps eine neue und kreative Alternative: Sie koppeln sich an den Accessibility Service an.
Der Accessibility Service von Android ermöglicht Nutzern mit besonderen Bedürfnissen den Zugang zu Daten. Für einen Nutzer mit Sehstörung ist beispielsweise eine App hilfreich, die die Textnachricht laut verliest. Sogenannte Accessibility-Apps verbinden sich mit dem gleichnamigen Service in Android, der ihnen Zugriff auf die Textnachrichten der Nutzer gibt, damit sie laut vorgelesen werden können. Was aber passiert, wenn Cyber-Kriminelle diese Funktion nutzen, um aus der Sandbox der App auszubrechen und dem Nutzer private Daten zu stehlen?
Genau diese fixe Idee hatte erst kürzlich eine Reihe von Malware-Entwicklern: Forscher von Lookout entdeckten eine japanischen Variante des bekannten mRAT AndroRAT, die sie AndroRAT intern nannten. Dies Variante missbraucht den Accessibility Service, um Nachrichten von LINE, einer japanischen Instant-Messaging-App, durchsickern zu lassen. Gezögert haben die Malware-Entwickler scheinbar nicht lange, denn es wurde eine ganze Familie nicht entfernbarer Malware mit dem Namen Shedun entdeckt, die, um Zugriff auf Daten zu erlangen, den gleichen Dienst "in the wild" nutzt.
Dieses neue bösartige Muster versteckt sich unter dem Deckmantel des Social Engineerings; Nutzer werden von Android aufgefordert, der bösartigen App zu erlauben, sich mit dem Accessibility Service zu verbinden. Im Fall von Shedun zerstreuen die Malware-Entwickler die Bedenken der Nutzer mit einer vorbereitenden Mitteilung, in der erklärt wird, dass die Accessibility-Funktion ohne Sorgeaktiviert werden könne.
Fazit
Mobile Sicherheit wird sowohl im privaten als auch im beruflichen Umfeld immer wichtiger. Je mehr Anwendungen und Dienste von unterwegs aus genutzt werden, desto größer wird das Interesse von Cyber-Kriminellen an den mobilen Geräten. Hier empfiehlt es sich Vorkehrungen wie beim PC-Arbeitsplatz zu treffen und die Geräte umfassend vor Cyber-Bedrohungen aller Art zu schützen. Es gibt Lösungen im Markt, die für mehr Sicherheit sorgen können, ohne, dass der persönliche Komfort darunter leidet. Allerdings sollten mobile Nutzer wachsam sein und jedem ungewöhnlichen Vorgang auf dem Gerät kritisch gegenüberstehen
(Check Point Software Technologies: ra)
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