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GCMAN: Diebstahl im Minutentakt


Carbanak und mehr: Banken sehen sich neuen Angriffen gegenüber
Neue Tricks und Trittbrettfahrer der berüchtigten Cyber-Bankräuber

(07.03.16) - Vor einem Jahr warnte Kaspersky Lab davor, dass Cyberkriminelle mit ähnlichen Methoden wie nationalstaatlich unterstützte APT-Attacken (Advanced Persitent Threats) Banken ausrauben könnten. Jetzt bestätigt das Unternehmen die Rückkehr von Carbanak als Carbanak 2.0 und enthüllt darüber hinaus zwei weitere Gruppen, die in diesem Stil operieren: Metel und GCMAN. Die Gruppen attackieren Finanzinstitute mit vorangehenden, verdeckten APT-typischen Aufklärungsprojekten und maßgeschneiderter Malware. Zudem setzen die Gruppen legale Software sowie neue, innovative Schemata ein, um Barauszahlungen oder Überweisungen zu tätigen.

Die Metel-Gruppe verwendet ein besonders ausgeklügeltes Angriffsschema. Die erste Infektion findet über gefährliche Anhänge in Spear-Phishing-E-Mails sowie über Schwachstellen im Browser des Opfers (Niteris-Exploit-Pack) statt. Anschließend können über legale Software-Werkzeuge (beispielsweise Pentesting-Tools) diejenigen Rechner identifiziert werden, die bestimmte Arten des Zahlungsverkehrs abwickeln können. Der besondere Trick: Die Angreifer können Auszahlungen an einem Bankautomaten rückabwickeln. So erscheint das Guthaben des Kontos der verwendeten Bankkarte zunächst nicht belastet. In den bislang beobachteten Fällen fuhren Kriminelle nachts in russischen Städten herum und leerten Geldautomaten unterschiedlicher Banken. Dabei nutzten sie wiederholt dieselben Bankkarten der kompromittierten Bank.

"Heutzutage werden die aktiven Phasen einer Cyberattacke immer kürzer. Sobald die Angreifer im Einsatz einer bestimmten Methode genügend geübt sind, benötigen sie nur wenige Tage, um sich das zu nehmen, was sie wollen und dann zu verschwinden", kommentiert Sergey Golovanov, Principal Security Researcher beim Global Research & Analysis Team von Kaspersky Lab.

Bislang wurden keine Attacken der Metel-Gruppe außerhalb von Russland festgestellt, jedoch ist die Gruppe immer noch aktiv, die Ermittlungen laufen. Es besteht Grund zur Annahme, dass die Gruppe sich nicht nur auf den russischen Raum beschränken wird. Kaspersky Lab ruft daher alle Banken auf, ihre Netzwerke auf das Vorhandensein der Metel-Malware zu überprüfen.

Die zweite Gruppe GCMAN operiert mindestens ebenso heimlich. Kaspersky Lab beobachtete Fälle, in denen Angriffe sogar ohne Einsatz von Malware, sondern über legitime und Pentesting-Tools (wie Putty, VNC und Meterpreter) durchgeführt wurden. Im Netzwerk der Finanzorganisation arbeiten sich die Cyberkriminellen zu jenem Rechner vor, der Geld an digitale Währungsdienste überweist, ohne dass ein anderes Banksystem davon etwas mitbekommt.

In einem von Kaspersky Lab beobachteten Fall hielten sich die Cyberkriminellen eineinhalb Jahre im Netzwerk auf, bevor es zu einem aktiven Diebstahl kam. Es wurden Geldbeträge von etwa 200 US-Dollar transferiert. Ein Betrag, der in Russland die Obergrenze für anonyme Überweisungen darstellt. Ein zeitbasierter Prozess verschickte im Minutentakt ein maliziöses Skript, das wiederum eine Zahlung an ein digitales Währungskonto eines so genannten Money Mules auslöste. Die Transaktionsaufträge wurden direkt an das sogenannte "Upstream Payment Gateway" versendet und tauchten innerhalb der internen Banksysteme nirgends auf.

Carbanak 2.0 greift nicht nur Banken an
Carbanak 2.0 ist schließlich die neue Dimension der Carbanak-APT. Carbanak 2.0 greift jedoch nicht nur Banken an, sondern dehnt seinen Aktionsradius auch auf Buchhaltungsabteilungen anderer Unternehmen aus, indem die Gruppe deren Finanztransaktionen manipuliert.

So analysierten die Experten von Kaspersky Lab einen Fall, bei dem die Carbanak-2.0-Gang in eine Finanzinstitution eindrang und anschließend Informationen über die Eigentümerverhältnisse eines großen Unternehmens änderte. Die Informationen wurden so modifiziert, dass der Name eines Money Mule als Anteilseigner des Unternehmens auftauchte.

"Die im Jahr 2015 verdeckten Angriffe auf Finanzinstitute enthüllen einen besorgniserregenden Trend. Cyberkriminelle machen sich die Methoden von APT-Attacken immer mehr zu nutze. Die Carbanak-Gang war offenbar nur die erste Gruppe in einer Reihe von vielen weiteren. Die Cyberkriminellen lernen schnell, integrieren neue Techniken in ihre Operationen und greifen immer mehr die Banken direkt an. Die Logik dahinter ist einfach: dort liegt das Geld", warnt Golovanov. "Unser Ziel ist es, aufzuzeigen, wie die Gangster genau zuschlagen. Wenn Banken von den GCMAN-Attacken hören, sollten sie ihre Server fürs Online-Banking überprüfen. Bei Carbanak hingegen empfehlen wir eine genauere Kontrolle jener Datenbanken, die Informationen über die Inhaber der Konten
enthalten."

Die Produkte von Kaspersky Lab entdecken und blockieren die Malware der Bedrohungsakteure wie Carbanak 2.0, Metel und GCMAN. Das Unternehmen veröffentlicht auch die Kompromittierungsindikatoren (IOC; Indicators of Compromise) und weitere Daten, die Organisationen dabei helfen, nach Angriffsspuren dieser Gruppen in ihren Unternehmensnetzen zu suchen.

Kaspersky Lab bittet alle Unternehmen ihre Netze nach Anzeichen der Carbanak-, Metel- oder GCMAN-Malware zu scannen, gegebenenfalls zu desinfizieren und den Vorfall an Ermittlungsbehörden zu melden. (Kaspersky Lab: ra)

Kaspersky Lab: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Meldungen: Hintergrund

  • Hybride aus Daten-Diebstahl und Ransomware

    SophosLabs und Sophos Managed Threat Response haben einen Bericht über eine neue Ransomware veröffentlicht, die eine bisher noch nicht bekannte Angriffsmethode verwendet: Die sogenannte Snatch-Ransomware geht mit variierenden Techniken vor und veranlasst unter anderem einen Neustart übernommener Computer im abgesicherten Modus, um verhaltensorientierte Schutzmaßnahmen, die speziell nach Ransomware-Aktivitäten wie das Verschlüsseln von Dateien Ausschau halten, zu umgehen. Sophos geht davon aus, dass Cyberkriminelle damit eine neue Angriffstechnik etabliert haben, um fortschrittliche Schutzmechanismen auszuhebeln. Neben der neuen Angriffstaktik belegt ein weiterer interessanter Fund, dass sich ein anderer Trend fortzusetzen scheint: Kriminelle filtern immer häufiger Daten heraus, bevor die eigentliche Ransomware-Attacke startet. Die entwendeten Daten könnten zu einem späteren Zeitpunkt für Erpressungen, auch in Zusammenhang mit der DSGVO, verwendet werden. Ähnliches Verhalten konnten die SophosLabs zum Beispiel bei Ransomware-Gruppen wie Bitpaymer feststellen.

  • Windows-Zero-Day-Exploit zur Rechteausweitung

    Kaspersky-Technologien haben eine Zero-Day-Schwachstelle im Windows-Betriebssystem gefunden. Der darauf basierende Exploit ermöglichte es Angreifern, höhere Privilegien auf dem attackierten Gerät zu erlangen und Schutzmechanismen im Google Chrome Browser zu umgehen - wie es in der WizardOpium-Kampagne geschah. Ein Patch wurde bereits veröffentlicht. Die neue Windows-Schwachstelle wurde von Kaspersky-Forschern aufgrund eines anderen Zero-Day-Exploits gefunden. Bereits im vergangenen November hatten die Exploit-Prevention-Technologien, die in den meisten Produkten des Unternehmens integriert sind, einen Zero-Day-Exploit in Google Chrome gefunden. Dieser Exploit ermöglichte es den Angreifern, beliebigen Code auf dem Computer des Opfers ausführen. Im Rahmen weiterer Untersuchungen dieser Kampagne, die die Experten WizardOpium tauften, wurde nun der Exploit im Windows-Betriebssystem gefunden.

  • Phishing ist ein langfristiges Problem

    Akamai Technologies hat den "State of the Internet"-Sicherheitsbericht 2019 "Phishing - Baiting the hook" veröffentlicht. Die Forschungsergebnisse zeigen, dass Cyberkriminelle unternehmensbasierte Entwicklungs- und Bereitstellungsstrategien wie Phishing-as-a-Service nutzen, um die größten Technologiekonzerne der Welt anzugreifen. Knapp 43 Prozent der beobachteten Domains zielten auf Microsoft, PayPal, DHL und Dropbox ab. Der Bericht legt offen, dass Phishing nicht mehr nur eine E-Mail-basierte Bedrohung ist, sondern auch Social Media und mobile Geräte umfasst. Es handelt sich um ein weitreichendes Problem, das alle Branchen betrifft. Da sich die Angriffsmethoden weiterentwickeln, entstehen neue Techniken, etwa für Attacken auf geschäftliche E?Mails (Business E?Mail Compromise, BEC). Laut dem FBI führten BEC-Angriffe zwischen Oktober 2013 und Mai 2018 zu weltweiten Verlusten von mehr als 12 Milliarden US-Dollar.

  • Ziel des Angriffs kann sogar geblacklisted werden

    Im Laufe des Jahres 2019 haben das Threat Research Center (TRC) und das Emergency Response Team (ERT) von Radware eine zunehmende Anzahl von TCP-Reflection-Angriffen überwacht und verteidigt. Bei solchen Angriffen werden nicht nur die eigentlichen Ziele in Mitleidenschaft gezogen, sondern auch nichts ahnende Netzwerkbetreiber, deren Ressourcen benutzt werden, um die Attacke zu verstärken. Im Extremfall wird das Ziel des Angriffs als vermeintlicher Urheber der Attacke sogar von den einschlägigen Service-Anbietern auf deren Blacklists gesetzt. TCP-Reflection-Angriffe wie die SYN-ACK Reflection waren bis vor kurzem bei Angreifern weniger beliebt. Der Mangel an Popularität war hauptsächlich auf die falsche Annahme zurückzuführen, dass TCP-Reflection-Angriffe im Vergleich zu UDP-basierten Reflexionen nicht genügend Verstärkung erzeugen können. Im Allgemeinen haben TCP-Angriffe eine geringe Bandbreite und die Wahrscheinlichkeit ist geringer, dass eine Internetverbindung gesättigt wird. Stattdessen werden TCP-Angriffe genutzt, um durch hohe Paketraten (Packets Per Second - PPS) viele Ressourcen von Netzwerkgeräten zu binden und so Ausfälle zu provozieren.

  • Sicherheitsprognosen für 2020

    Die Sicherheitsforscher von Malwarebytes geben ihre Sicherheitsprognosen für das Jahr 2020 bekannt. Dabei prognostizieren die Experten zunehmende Gefahren für Unternehmen durch Ransomware-Angriffe, erwarten vermehrt Exploit-Kit-Aktivitäten und VPN-Skandale. Im Folgenden werden sechs Sicherheitsprognosen vorgestellt und in die Entwicklungen der jüngsten Zeit eingeordnet. Ransomware-Angriffe auf Unternehmen und Regierungen werden dank neu gefundener Schwachstellen zunehmen. Bereits in den vergangenen beiden Jahren konnte im Business-Umfeld ein Anstieg von Schwachstellen festgestellt werden und gerade in diesem Jahr wurde immer mehr Malware entwickelt, die sich auf Unternehmen konzentriert anstatt auf Verbraucher.